... in Nordhorn und Esterwegen (23. bis 27. September 2019)dpjw logo

Nach mehrjähriger Pause ist der Austausch mit unseren beiden Partnerschulen in Malbork/Polen wieder gestartet. Dieses Jahr konnte den insgesamt 30 Schülerinnen und Schülern etwas ganz Besonderes geboten werden: Ein mehrtägiges Projekt, das sich mit der Frage beschäftigte, was eine Gedenkstätte für Opfer des Nationalsozialismus - in unserem Fall die Gedenkstätte Esterwegen - leisten soll und kann. Bereits im Vorfeld fanden sich die deutschen Teilnehmer zusammen, um sich die historischen Grundlagen anzueignen. Damit aber nicht genug: Zudem mussten vor Ankunft unserer Gäste ganz banale technische Probleme gelöst werden, um eine produktive Arbeit in der Gedenkstätte Esterwegen zu ermöglichen; schließlich sollten die Schüler ihre Präsentationen mit iPads erstellen.
Wie lief nun die Woche genau ab? Lassen wir einige Teilnehmerinnen selbst zu Wort kommen:

Montag, den 23. September 2019
Gegen 10.00 Uhr morgens kamen die Polen bei uns an der Schule an. Dort haben wir unsere Austauschpartner kennengelernt. Nachdem Herr Langlet eine kurze Rede gehalten hatte, konnten unsere Eltern uns auch schon abholen. Zuhause haben wir den Austauschschülern unser Haus gezeigt, wo sie sich ausruhen und etwas essen konnten. Um 14.30 Uhr mussten wir dann zum BiZ fahren, wo ein offizieller Empfang der Stadt Nordhorn für die polnischen Gäste stattfand. Danach waren wir alle zusammen in der Stadt, um ein Eis zu essen, zu shoppen und die Wasserstadt Nordhorn zu erkunden. Als wir in unserem Stadtpark waren, haben wir mit einem kleinen Ball gespielt und schnell war das Eis gebrochen, die Stimmung war entspannt und wir haben uns schon sehr gut mit unseren Austauschpartnern verstanden. Gegen 19.00 Uhr haben wir den Tag mit einem schönen Essen im Pier 99 ausklingen lassen. Nach diesem langen und anstrengenden Tag waren nicht nur die Polen sehr müde, sondern auch die Deutschen.

Vanessa Martin und Annabel Sablowski

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Dienstag, den 24. September 2019
Am zweiten Tag unseres Austausches fing die gemeinsame Projektarbeit langsam an. Alle Austauschpartner kamen morgens um 9.00 Uhr in die Schule und die Arbeit (in vier nationalen Gruppen) konnte beginnen. Das Thema der Projektarbeit waren Gedenkstätten. Ziel dieser Vorbereitung auf den Workshop in der Gedenkstätte Esterwegen war es, uns zu zeigen, was Gedenkstätten sind, welchen Zweck sie erfüllen und wie sie dargestellt werden können.
Für die Austauschpartner ging es um 12.30 Uhr in die jeweiligen Gastfamilien, um mit ihnen gemeinsam Mittag zu essen.
Um 14.30 Uhr trafen sich dann alle Teilnehmer am Café im Stadtpark. Frau von Behren und Herr Etmanski hatten eine Stadtrallye organisiert, damit unsere polnischen Austauschschüler unsere Stadt Nordhorn besser kennenlernen können. Eine sehr nette Geste war es, dass alle Schüler sich während der Stadtrallye eine Kugel Eis im Eiscafé Pinocchio holen konnten. Auch wir Nordhorner konnten unseren Austauschschülern noch einige interessante Details und Plätze ihrer deutschen Partnerstadt zeigen.
Da wir zwischen den Programmpunkten noch etwas Zeit hatten, organisierten wir eine Fahrt mit den Tretbooten über den Vechtesee und durch die Innenstadt. Dadurch konnten wir ihnen auch zeigen, warum Nordhorn auch die Wasserstadt genannt wird.
Nach dem tollen Nachmittag haben wir gemeinsam noch im Extrablatt gegessen, bevor es dann zum Bowlen ins Matchpoint ging.
Um 21.00 Uhr verließen wir die Bowlingbahn und es ging zurück in die jeweiligen Gastfamilien. Die Taschen für die frühe Abfahrt am nächsten Tag nach Papenburg mussten noch schnell gepackt werden und dann war ein spannender und aufregender Tag zu Ende.

Charlotte Korte und Philine Raether

Mittwoch, den 25. September 2019: Auf nach Esterwegen!
Am Mittwochmorgen starteten wir unsere Fahrt zur Gedenkstätte Esterwegen, wo wir in einer Projektarbeit unseren Eindruck des Lagers und den Lebenslauf verschiedener Personen erarbeiteten. Bevor wir allerdings die Aufgaben bearbeiten konnten, hörten wir noch einen spannenden Vortag von Herrn Buck über die Geschichte der Emslandlager und deren "Moorsoldaten", bei denen es sich um Gefangene handelte, die zu schwerer Arbeit im Moor gezwungen worden sind. Während unseres Aufenthaltes in der Gedenkstätte wurden wir von den GN begleitet.
Danach besuchten wir die Meyer Werft in Papenburg, wo wir eine interessante Führung durch die ganze Anlage einschließlich der kleinen und großen Baudocks, in denen die Kreuzfahrtschiffe gebaut werden, bekamen. Dort erhielten wir Informationen zu verschiedenen Schiffsmodellen und deren Gestaltung, Eigenschaften und Bau-/Funktionsweise. Die Führung wurde durch beeindruckendes und detailreiches Filmmaterial unterstützt. Der Kontrast zwischen den verhungernden Menschen in den Lagern des Zweiten Weltkrieges und unserem übermäßigen Konsum heutzutage, der uns an diesem Tag innerhalb weniger Stunden vor Augen geführt wurde, war besonders schockierend.

Nach einem anstrengenden Tag kamen wir gegen Abend im Jugendgästehaus Johannesburg in Papenburg an, wo wir unseren Abend mit einem Abendspaziergang und anschließendem gemeinsamen Kartenspiel ausklingen ließen.

Luisa Busch und Fiona Kölber

Donnerstag, den 26. September 2019
Gegen 8.30 Uhr sind wir mit dem Bus zur Gedenkstätte Esterwegen gefahren, um dort an unseren Projektarbeiten über die Umsetzung des Gedenkens in der Gedenkstätte Esterwegen und an weiteren Textanalysen über das Leben in diesem und weiteren Lagern zu arbeiten und dies anschließend in einer Powerpoint-Präsentation festzuhalten. Ab 11.30 Uhr waren wir bei einem von 14 weiteren Emslandlagern, nämlich in Oberlangen, wo über 1500 kriegsgefangene polnische Soldatinnen nach dem Scheitern des Warschauer Aufstandes (1944) inhaftiert waren. Neben einem Gedenkstein gab es dort auch noch einen Informationspavillon, wo wir uns weitere Informationen über die Emslandlager und das Leben der Menschen zu dieser Zeit anlesen konnten. Anschließend sind wir weiter mit dem Bus zusammen in die Stadt Haren gefahren. Dort hatten wir zwei Stunden Freizeit, die wir in Gruppen mit unseren Austauschschülern verbracht haben. Nach unserer Freizeit hatten wir dort noch eine Stadtführung, da die Stadt Haren damals, nach dem Zweiten Weltkrieg, eine polnische Stadt namens Maczków innerhalb der britischen Besatzungszone war. Zurück in dem Jugendgästehaus in Papenburg und nach einem leckeren Abendessen, haben wir uns dem Film- und Diskussionsabend gewidmet, welcher eigentlich für den vorherigen Tag angedacht war. Der Film ,,Die Konspirantinnen", der sich dem Kampf der Soldatinnen und Soldaten der Polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa) während des Warschauer Aufstandes widmet, war gut als Vorbereitung auf die Fragen der anschließenden Diskussionsrunde. Auf die Fragen ,,In welchen Situationen könnte man auch als Frau zu Waffen greifen? Ist das überhaupt vorstellbar? Wenn nein - warum ist das kaum vorstellbar? Würde man es tun, wenn einem die Bildung komplett verboten würde?" kamen wir zu dem allgemeinen Fazit, dass wir unter besonderen Umständen unsere Familie, Freunde und Freiheit beschützen bzw. für sie kämpfen würden. Allerdings ist dies schwer vorstellbar, da wir zum Glück in einem Land geboren wurden, in dem momentan kein Krieg herrscht. Den restlichen Abend haben wir dann alle gemeinsam mit unseren Austauschpartnern abgeschlossen, indem wir z. B. gemeinsam im Gemeinschaftsraum Karten, Billard oder Gesellschaftsspiele gespielt haben.

Alicia Büschers und Viktoria Lytze

Freitag, den 27. September 2019
Am Freitagmorgen haben alle unsere Zimmer verlassen und hatten ein letztes gemeinsames Frühstück im Jugendgästehaus Johannesburg in Papenburg. Danach fuhren wir um 8.30 Uhr mit dem Bus wieder zur Gedenkstätte Esterwegen, wo wir seit Mittwoch Präsentationen zum Gedenken in der Gedenkstätte, unseren persönlichen Eindrücken zur Gestaltung sowie zu Lebensläufen ehemaliger Gefangener des früheren Konzentrationslagers ausgearbeitet haben. Von ca. 9.00 Uhr bis 12.30 Uhr haben dann alle an ihren Präsentationen weitergearbeitet und diese fertiggestellt. Anschließend wurden die ersten Präsentationen gehalten, in denen verschiedene Eindrücke der Schüler zur Gestaltung der Gedenkstätte deutlich wurden. Außerdem konnte man durch die Lebensläufe einen guten Eindruck bekommen, wie es den Menschen früher ergangen sein musste. Diese Präsentationen wurden immer in einer Fünfergruppe, mit polnischen und deutschen Schülerinnen und Schülern, gestaltet und deshalb auch zweisprachig gehalten. Es trugen sechs Gruppen ihre Ergebnisse vor, was im Durchschnitt 20 bis 25 Minuten gedauert hat.

Nach den Präsentationen sollten wir uns Gedanken darüber machen, was wir aus der Projektarbeit in der Gedenkstätte mitnehmen und ob das Gedenken immer noch einen Sinn bzw. eine Berechtigung hat, und diese aufschreiben. Dabei kam heraus, dass die meisten einen viel besseren Eindruck zu der ganzen Thematik bekommen haben und es wichtig ist, einen Ort des Gedenkens zu haben, damit sich die Vergangenheit nicht wiederholt. Nachdem wir unsere Gedanken an einer Pinnwand zusammengefasst hatten, sind wir dann gegen 14.30 Uhr nach Nordhorn zurückgefahren und um 16.00 Uhr angekommen. Die zwei Stunden bis zum letzten gemeinsamen Abendessen verbrachten alle mit ihren Austauschpartnern in den Gastfamilien. Um 18.00 Uhr waren dann alle zum Essen in der Mensa des Gymnasiums Nordhorn zusammen und genossen das Buffet und die gemeinsame Zeit in der Gruppe bis zur traurigen Abreise der Polen. Damit endete eine sehr schöne und auch lehrreiche Zeit, in der man viele neue Freundschaften schließen konnte. Deshalb freuen sich alle schon sehr auf das nächste Treffen im Mai 2020 in Polen.

Clara-Marie Klingborn und Sarah Palmen