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Andorra

Vorurteile, Identität, Schuld und die Macht der Propaganda, das alles sind Themen, die im Stück „Andorra“ von Max Frisch aus dem Jahr 1961 thematisiert werden. Es zeigt schonungslos die Mechanismen des Antisemitismus auf und stellt die Frage nach der Schuld der Mitläufer. Diese Fragen erweiterte die Inszenierung in der Aula des Gymnasiums Nordhorn geschickt durch kleine Zwischenszenen und forderte dadurch das Publikum noch mehr heraus, über die eigenen Überzeugungen nachzudenken und sich für Toleranz und Offenheit einzusetzen.

Die Akteure des Stücks und besonders die beiden Hauptrollen Andri und Barblin, gespielt durch Umit Tolan und Maja Hilderink, brillierten unter der Leitung ihres Lehrers Jörg Fröhlich durch ihre ausdrucksstarke schauspielerische Leistung. Tief drangen sie in ihre Rollen ein und schafften es dadurch, die bedrückende Stimmung des Stückes optimal einzufangen und das Publikum in die emotional aufgeladenen Szenen zu ziehen. Ein kraftvolles Plädoyer für Toleranz und Selbstreflexion!

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Die Hauptfigur, der junge Andri, gilt in seiner Umgebung als Jude. Er liebt Barblin, die Tochter seines vermeintlichen Pflegevaters. Um die allgegenwärtigen antisemitischen Vorurteile nicht auf sich zu ziehen, versucht er zunächst, sich so gut wie möglich anzupassen. Er hofft auf ein Leben mit Barblin. Doch nach und nach setzt die Desillusionierung ein. Immer wieder wird Andri von den Vorurteilen der Einwohner Andorras eingeholt („… wenn’s einer nicht im Blut hat“). Ein gemeinsames Leben mit Barblin scheint unmöglich. Die späte Offenbarung seines Pflegevaters, sein leiblicher Vater und damit auch kein Jude zu sein, kann nichts mehr ändern. Unter dem Druck der Gesellschaft geht Andri mehr und mehr in seiner Rolle als Jude auf. „Warum musst du reich werden? … Weil ich Jud bin.“ Schließlich wird er nach dem Einmarsch der „Schwarzen“ in einer Judenschau verurteilt und getötet. Barblin wird verrückt: „Ich weißle, ich weißle, auf dass wir ein weißes Andorra haben, ihr Mörder, ein schneeweißes Andorra, ich weißle euch alle, alle.“

Bunbury

Nicht minder beeindruckte der Kurs unter der Leitung von Nina Kappey mit dem Stück „Bunbury“ von Oscar Wilde. Das Stück ist angesiedelt im ausgehenden 19. Jahrhundert, dessen Oberschicht Wilde kritisiert, indem er ihre moralische Doppelzüngigkeit und Bigotterie offenlegt. Das Stück wurde für die Aufführung in zwei Hälften geteilt, in denen jeweils unterschiedliche Schüler in die einzelnen Rollen schlüpften. Mit einer brillanten Komödie voller Ironie, Witz und unerwarteter Wendungen begeisterten die Hauptdarsteller Moises Schulz und Leon Ohl in der Rolle des Algernon, Jonas Lübben und Thorge Heils als Jack, Emilie Reineke als Cecily und Aylin Sirin als Gwendolen und auch alle anderen Darsteller die Zuschauer.

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Die zwei Dandys Algernon und Jack haben zwei verschiedene Identitäten konstruiert. Während Algernon einen kranken Freund namens Bunbury erfindet, um seinen Verpflichtungen zu entkommen und sich auf dem Land zu amüsieren, spricht Jack immer von einem erdachten, anrüchigen Bruder namens Ernst, um dem langweiligen Landleben zu entfliehen und das Nachtleben in der Stadt in vollen Zügen zu genießen. Doch ihr Doppelleben droht aufzufliegen, als Algernons Cousine Gwendolen sich in Jack und Jacks Mündel Cecily sich in Algernon verliebt, zwei Frauen, die völlig davon besessen sind, einen Mann namens Ernst zu heiraten. Aber das Glück ist ihnen hold. Am Ende finden die beiden Paare zueinander.

 

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Tosender Applaus belohnte alle für die beiden gelungenen Inszenierungen.

Kerstin Wörsdörfer